Gefangen

In diesem riesigen Koloss aus Stahl und Plastiksitzen. Wir rollen, aber langsam. Die Hitze wird nach und nach immer unerträglicher. Du fragst mich, ob das jemals endet. Ich erkenne dein Gesicht kaum noch, deine Augen sind nicht mehr auf einer Höhe und dein Mund sieht aus, als würde er langsam nach unten tropfen. Ich versuche mich zu konzentrieren, sehe dich noch einmal an.

Das Flimmern macht es schwierig zu erkennen, aber ich glaube dein eines Nasenloch ist verschwunden. Und deine Haare sind plötzlich auf deinen Schultern.

Ich sehe, wie der Sitz vor mir langsam Richtung Boden schmilzt. Die ältere Dame, die dort sitzt, dreht ihren Kopf zu mir (auch ihr Gesicht ist nicht mehr so, wie ich es von einem Menschengesicht erwarten würde). Ich höre ihre Stimme in meinem Kopf, aus ihrem Mund kann sie nicht mehr kommen. „So endet es.“

Angst macht sich in mir breit. Das kann nicht das Ende sein. Ich kann so nicht enden. Ich hab doch noch gar kein Haus gebaut. Wer soll meinen Herd aus machen, den ich sicher angelassen habe? 

Überhaupt, nicht in der Hitze. Lieber würde ich einen Kältetod sterben, als mich hier in meine Einzelteile aufzulösen. Vorgeschmack auf die Hölle. 

Ich versuche zu schreien, aber meine Lunge scheint zu klebrig. Auch schon geschmolzen. Panisch ringe ich nach Luft.

„Alles gut?“, höre ich deine Stimme neben mir. 

Ich schüttle den Kopf und sehe dich an.

„Nächster Halt Darmstadt.“, sagt die Ansage.

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